Schulabbrecher werden zu Steuerzahlern

Bundestagsabgeordneter Dr. Nüßlein informierte sich über die Erfolge des Berufsbildungswerks Dürrlauingen
Zu einem Fachgespräch über die Lage des Berufsbildungswerkes Dürrlauingen trafen sich (von links) Ausbildungsleiter Georg Weizmann, MdB Dr. Georg Nüßlein, KJF-Abteilungsleiter Michael Breitsameter, Einrichtungsleiter Konrad Fath und stellvertretender Ausbildungsleiter Daniel Kiesel. Foto: KJF/Martin Beil
16. April 2018

Berufsbildungswerke bringen Menschen in Lohn und Brot, die ohne diese Unterstützung wahrscheinlich auf Dauer kaum Chancen auf ein selbständiges Leben hätten. Daher braucht es gerade angesichts des Fachkräftemangels eine qualifizierte Ausbildung dieser jungen Menschen, damit sie eine qualifizierte Ausbildung abschließen, danach eine passende und dauerhafte Anstellung finden und dadurch nicht bei der nächsten Wirtschaftsflaute auf der Straße landen. Vor diesem Hintergrund ist völlig unverständlich, dass das nachweislich bei der Integration in den Arbeitsmarkt im bundesweiten Vergleich herausragend erfolgreiche Berufsbildungswerk Dürrlauingen schlecht belegt ist. Das schilderten Vertreter des KJF Berufsbildungswerks Dürrlauingen in einem Fachgespräch dem Bundestagsabgeordnetem Dr. Georg Nüßlein.

Wenn ein junger Mensch Einschränkungen hat, die eine dauerhafte Tätigkeit im freien Arbeitsmarkt fast unmöglich erscheinen lassen, kommt als feinstes Netz der Ausbildungsangebote nur noch eine Ausbildung in einem Berufsbildungswerk in Frage; diese schließt am Ende der Lehrzeit mit einer anerkannten Prüfung bei den üblichen Institutionen wie etwa der IHK ab. Und auch damit ist die Arbeit des Berufsbildungswerkes noch nicht zu Ende: die dortigen Fachleute helfen den Absolventen bei der Suche nach passenden Arbeitsplätze, so dass sie mit ihrem Gesellen- oder Facharbeiterbrief in der Hand dauerhaft im Arbeitsmarkt Fuß fassen können.

Die Entscheidung, ob eine Ausbildung in einem Berufsbildungswerk stattfinden soll, trifft die zuständige Arbeitsagentur; die bezahlt dann auch das Berufsbildungswerk für diese intensive Förderung und Unterstützung. Und sie erzielt damit auf Dauer für die Gesellschaft einen großen Gewinn, denn im Gegenzug werden so junge Menschen auf dem Weg die Arbeitslosigkeit gestoppt und auf Dauer zu Steuerzahlern.

Gegenstand des Gesprächs war, dass die Berufsbildungswerke in Bayern im bundesweiten Vergleich rückläufige Anmeldezahlen haben. Beim Berufsbildungswerk Dürrlauingen sind die Zahlen sogar stark rückläufig: wurden vor 10 Jahren noch 140 Jugendliche und junge Erwachsene von den Arbeitsagenturen im Berufsbildungswerk Dürrlauingen für eine Ausbildung angemeldet, so starteten im September 2017 lediglich 44 Azubis ihre Ausbildung dort. „Das ist existenzgefährdend“, so Michael Breitsameter, beim Träger KJF zuständiger Abteilungsleiter für Berufliche Bildung und Integration. Der Abgeordnete Dr. Nüßlein lobte die hervorragende Integrationsarbeit im Berufsbildungswerk Dürrlauingen und stellte gleichzeitig die Nachfrage, warum die vielfältigen Kompetenzen des Berufsbildungswerkes nicht für andere Zielgruppen in Anspruch genommen werden. Er äußerte sein Unverständnis darüber, dass bewährte Strukturen gefährdet werden, obwohl man wisse, dass man sie in Zukunft wieder dringend brauchen werde.

Die Vertreter des Berufsbildungswerkes diskutierten mit Dr. Nüßlein Ursachen und Lösungsmöglichkeiten für die schwierige Situation. Insbesondere wurde vereinbart, gemeinsam darauf hinzuwirken, auch Jugendlichen, die formell nicht die Kriterien für eine Ausbildung im Berufsbildungswerk erfüllen, aber dennoch die besonderen Hilfen eines Berufsbildungswerkes zur gelingenden Berufsausbildung benötigen, in Zukunft einen Zugang zum Berufsbildungswerk in Dürrlauingen zu ermöglichen. Dies sei vor allem eine geschäftspolitische Entscheidung der Agentur für Arbeit, vor allem aber eine Weichenstellung, die von der Politik vorangetrieben werden muss, so der Bundestagsabgeordnete Dr. Nüßlein.

Die Gesprächsteilnehmer vereinbarten, sich alsbald mit den Zuständigen aus der Regionaldirektion der Agentur für Arbeit in Bayern, aber auch mit dem Bundesministerium für Arbeit über die erarbeiteten Vorschläge in Verbindung zu setzten.